ANGÉLICA CASTELLÓ
bestiario
Angélica Castelló (voc, paetzold-fl, p, ukulele, toys, field-rec)
mosz / mosz.org / rec: 07-10
„Außerdem bin ich gerade mit Monstern wegen meiner neuen Solo-CD ‚Bestiario‘ beschäftigt.“ Das gestand, damals noch etwas kryptisch, Angélica Castelló im Zuge des freiStil-Gesprächs über die „Mole“-Platte des Low Frequency Orchestra mit Wolfgang Mitterer. Verglichen mit so manchem Früh(reif)werk anderer, hat sich Castelló für ihr Solo-Debüt lange Zeit gelassen. Jetzt, zum genau richtigen Zeitpunkt, wie im Nachhinein gesagt werden muss, kommt „Bestiario“ als vielköpfige Gestalt ans Tageslicht. Weder voreilig noch unmotiviert noch torschlusspanisch. Individuell krass unterschiedlich, aber ihren unterschiedlichen Individuen markant und perfekt angemessen strukturiert Castelló ihre Stücke. Immer heftiger wuchernd, gestaltet sich etwa „La Fontaine 1“, eine achteinhalb Minuten lange, vorwiegend düstere Musik. Dann hebt die Orgel an. Ist es Wolfgang Mitterer, ist es Johann Sebastian Bach? Eine Tragödie, eine Farce? Egal, wir befinden jedenfalls mitten in Peru, genauer gesagt in „Lima“. Mit einemmal taucht aus heiterem Himmel, der sich bei Castelló gern etwas bedeckt hält, einer dieser zauberhaften, anrührenden russischen Frauenchöre auf. ‚Ksenia‘ heißt das gute Stück, und es schmückte schon die erste Damn!-freiStil-Samplerin. Und weiter geht’s in dieser aufregenden, brodelnden Tonart weit jenseits von l’art pour l‘art. „Ich verwende für meine abstrakte Musik immer konkrete Anlässe“, erklärt Castelló. Häufig geht es darin um Abschiede, um Verluste und um den Neubeginn danach, wie Andreas Felber in den liner notes herausarbeitet. So gesehen, ist ‚Bestiario‘ auch ein trauriges, vor allen Dingen aber ein drängendes, mitunter gewaltiges, vor Spannung brutzelndes Album. Eine Platte wie ein Thriller. Und eine mit vielen kleinen Monstern drin. (felix)
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