Freitag, 28. Januar 2011

critique in the freistil magazin-la fantastique! by norbert trawöger


LOW FREQUENCY ORCHESTRA & WOLFGANG MITTERER
mole
Chmafu Nocords / nocords.net / rec: 10
Angélica Castelló, Maja Osojnik (fl, e), Matija Schellander, Herwig Neugebauer (b), Mathias Koch (dr), Thomas Grill (e), Wolfgang Mitterer (org)

Eine Mole bezeichnet einen Damm oder eine Aufschüttung in einem Gewässer, die auch als Wellenbrecher dienlich sein können. Das Low Frequency Orchestra und Wolfgang Mitterer haben jetzt ihre „Mole“ vorgelegt. Vorangestellt sind fünf „slugs“ von Castelló (1), Koch (2), Osojnik (3), Grill (4) und Schellander (5), die in ihren raunend, staunend, raschelnd, brodelnd mäandernden Ausprägungen zauberhaft verspielte Miniaturen sinnlicher Elektrisierungen darstellen. Zu exorbitant brachialen Auswüchsen kommt es aber dann in den knapp halbstündigen Klangbeugungen, die das LFO mit Wolfgang Mitterer in „Mole“ fusionieren. Daraus resultiert ein Wirbelsturm, der die einleitenden „slugs“ retrospektiv als harmlose Fingerübungen erinnern lassen. Warm-ups für vielgesichtige und immer wieder überraschende Aus- und Einbrüche von Klangräuschen: Man betritt ein weitverwinkeltes Höhlen- und Tunnelsystem, in dem das Tageslicht profaner und geistlicher Musikentfachung lodert, krächzt, ächzt und dabei nicht zu singen aufhören will. Hier treffen Monsterorgeln auf nicht minder schlagwütige Blockflötentiraden, ächzende Gnome auf lüstern gestählte Elfen und sonst alles, was man sich gar nicht wirklich vorstellen will, nein, kann. Ein Naturereignis besonderer Handgreiflichkeiten, das auch über sich zu reflektieren weiß. Oder in anderen Worten: grandiose Klangverhandlungen. (traweeg) freistil #35

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